Wie wirkt sich die Energiewende auf Bürger bzw. Verbraucher aus?

Mit der Energiewende werden sich die Rahmenbedingungen des Energiesystems ändern – und damit auch unsere Art, Energie zu nutzen. Wir werden wahrscheinlich gewisse Verhaltensweisen ändern, wie wir es auch schon wiederholt in der Vergangenheit getan haben. Es sollte aber möglich sein, den derzeitigen Komfort beizubehalten, ohne unseren Wohlstand zu gefährden. Der Erfolg der Energiewende wird aber insbesondere sehr stark vom aktiven Engagement der Bevölkerung, in ihrer Rolle als Bürger und Verbraucher, bestimmt.

Eines der zentralen Elemente unseres jetzigen Energiekomforts ist die Möglichkeit, zu allen Jahres-zeiten und jeder Tages- und Nachtzeit auf Wunsch und zu einem bezahlbaren Preis über die gewünschte Energiemenge zu verfügen. Dieser Komfort bedingt eine hohe Versorgungssicherheit. Falls die neuen Rahmenbedingungen in die richtige Richtung gehen, insbesondere der CO2-Markt [→ F83], wird die Energiewende dazu beitragen, diese Versorgungssicherheit auszubauen; dies insbesondere dank einer Senkung der Nachfrage durch Energieeffizienzmassnahmen und einer Diversifizierung der Energiequellen aufgrund des Ausbaus der erneuerbaren Energien in der Schweiz.

Ein zentraler Aspekt für den Erfolg der Energiewende ist das aktive Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Im traditionellen, zentralisierten Energiesystem spielten die Verbraucher eine relativ passive Rolle. Beim Aufbau eines viel dezentralisierteren Systems hingegen, das sich immer mehr auf erneuerbare Energien abstützt, bedarf es der „Energie der Bürgerinnen und Bürger“, d. h. einer aktiven Mitwirkung der Bürger in ihrer Rolle als Verbraucher. Sie können z. B. in eine Produktionsgenossenschaft für die Erzeugung erneuerbarer Energien investieren. Oder selbst Strom erzeugen: Hauseigentümer können ihren eigenen Solarstrom erzeugen und verbrauchen. Hierfür werden immer mehr wirtschaftliche Anreize geschaffen [→ F64]. Mit der Verbesserung der Energieeffizienz und der Gebäudequalität können sie auch eine gewisse Autonomie in Bezug auf Beheizung und Brauchwassererwärmung anstreben [→ F32].

Ausserdem wird die vollständige Liberalisierung des Strommarktes, die in der Schweiz 2018 erfolgen könnte, es den Haushalten und kleinen Unternehmen ermöglichen, ihre Stromversorger frei zu wählen (ein Recht, das derzeit den Grossverbrauchern vorbehalten ist). Diese Liberalisierung sollte keine wesentliche Auswirkung auf die Endrechnung haben [→ F97]. Die einzelnen Verbraucher können aber die Herkunft ihrer Energie wählen und z. B. nur Strom aus erneuerbaren Energiequellen kaufen oder nur Strom aus einer bestimmten geografischen Region, je nach Angebot auf dem Markt. Die Bürger können so direkt jene Stromerzeugung unterstützen, die ihnen am nachhaltigsten erscheint. Diese neue Situation hat natürlich auch eine Kehrseite, weil die Verbraucher sich auch rein mit Strom aus Kohlekraftwerken in Deutschland versorgen könnten, insbesondere dann, wenn dieser billiger bleibt.

Des Weiteren werden ineffiziente Technologien (Elektro- Direktheizung, Halogenlampen usw.) oder solche, die sich stark auf das Klima auswirken (Heizen mit Heizöl) [→ F25], [→ F26] und [→ F42]., über kurz oder lang allmählich verschwinden. Die Verbraucher werden mit Labeln, neuen Normen usw. angespornt werden, reflektiertere, intelligentere („smartere“ gemäss der heute modernen Terminologie) Entscheidungen zu treffen, insbesondere in den Bereichen Mobilität und Lebensmittel sowie beim Kauf neuer Geräte [→ F41].

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