Wie können wir unseren persönlichen Energieverbrauch senken?

Es gibt kein Allheilmittel, das unseren Verbrauch drastisch senken könnte. Gemäss dem Prinzip, dass viele Wenig ein Viel ausmachen, ermöglicht aber ein Gesamtpaket einfacher Handgriffe deutliche Einsparungen. Am bedeutendsten ist derzeit der „intelligente“ Einkauf bei der Erneuerung von Geräten oder Fahrzeugen, weil das zur nachhaltigen Verbesserung der Effizienz unseres Energiesystems beiträgt.

Die einfachen Handgriffe, die eine Einsparung von Energie ermöglichen, fallen in drei Kategorien. An erster Stelle stehen die zahlreichen kleinen Aktivitäten, die wir tagtäglich beinahe automatisch ausführen können: Ausschalten des Lichts oder des Computerbildschirms beim Verlassen des Raums, einen Deckel auf den Topf legen, das Wasser beim Einseifen in der Dusche oder beim Zähneputzen nicht laufen lassen usw. Jede einzelne dieser individuellen Aktivitäten spart nur sehr wenig Energie. Wenn man sie aber mit einer Bevölkerung von 8 Millionen Menschen multipliziert, kommt man schlussendlich auf nicht unerhebliche Mengen.

Dann kommen die ebenfalls einfachen, regelmässigen alltäglichen Handgriffe, die aber überlegte Entscheidungen erfordern, bevor sie eines Tages vielleicht zur Gewohnheit werden: einen Pullover anziehen anstatt mehr zu heizen, zu duschen statt ein Bad zu nehmen, daran denken, den Druck in den Autoreifen leicht zu erhöhen, oder statt mit dem Auto mit dem Velo oder dem ÖV zu fahren. Diese Gesten können den individuellen Verbrauch deutlich senken, sind aber nicht sehr beliebt, weil sie eine gewisse Anstrengung erfordern und manchmal einen Komfortverlust nach sich ziehen.

Für sich allein genommen, können diese individuellen Aktivitäten unseren Verbrauch wahrscheinlich nicht drastisch senken. Sie sind aber trotzdem nicht vergeblich und verdienen es sicher, gefördert zu werden. So schlagen sie sich auch in einer tieferen Stromrechnung der Haushalte nieder, ein Aspekt, der mit den zu erwartenden höheren Energiepreisen an Bedeutung gewinnen wird. Diese Aktivitäten tragen ebenfalls zu einer konkreten Bewusstseinsbildung und zur Sensibilisierung der nächsten Generationen bei.

Drittens können die Verbraucher „intelligente“ oder „verantwortungsbewusste“ Einkäufe tätigen. So können sie z. B. beim Kauf von Konsumgütern für den täglichen Gebrauch – wie z. B. Lebensmitteln – lokale und saisonale Produkte bevorzugen, was eine deutliche Senkung des Energieverbrauchs im Zusammenhang mit dem Verkehr und den Gewächshauskulturen ermöglicht. Ein Kilo im Winter gekaufte Erdbeeren kann den Verbrauch von bis zu 5 Liter fossilem Treibstoff verursacht haben, bis es in unseren Regalen landet.

Die Verbraucher haben aber insbesondere die Möglichkeit, bei Neukäufen jene Geräte zu bevorzugen, die weniger Energie verbrauchen. Wenn wir eine Lampe, ein Elektrogerät, ein Reifenset oder ein Auto ersetzen, sind wir mit einer grossen Palette an Produkten und Modellen konfrontiert, die alle ungefähr dieselbe Dienstleistung erbringen, aber in Bezug auf den Energieverbrauch sehr grosse Unterschiede aufweisen. Der Bund hindert uns manchmal mit gesetzlichen Vorschriften (z. B. des seit 2013 gültigen Verbots des Verkaufs von Glühbirnen), das schlechteste Produkt zu kaufen. Er zwingt uns aber nicht, das beste zu kaufen. Die Energieeffizienz der auf dem Markt zugelassenen Produkte kann aber stark variieren: Ein gutes Gerät oder ein effizientes Auto verbrauchen im Durchschnitt 30- 50% weniger als ein Standardgerät oder ein Auto mit hohem Treibstoffverbrauch [→ F41]. Die Website www.topten.ch liefert sehr nützliche Informationen über die besten Produkte in jeder Produktkategorie.

Eine bessere Energieeffizienz der Geräte und Fahrzeuge bietet ein gigantisches Energiesparpotenzial: 16 TW h pro Jahr für den Strom (d. h. 2/3 der Produktion unserer Kernkraftwerke!) und 26 TWh für die Treibstoffe. Ohne Anreize (oder auch Vorschriften) hängt die Ausschöpfung dieses Potenzials derzeit allein am guten Willen der Verbraucher: z. B. beim Kauf von Energiesparlampen (wodurch viel mehr Strom gespart werden kann als durch das Ausschalten einer ineffizienten Lampe beim Verlassen des Raums) oder bei der Anschaffung eines treibstoffarmen Autos (was viel mehr Treibstoff einspart, als einmal pro Woche mit dem Velo statt mit dem SUV zu fahren).

Jede Aktivität, die darauf abzielt, Energieeinsparungen mit wenig effizienten Geräten zu erzielen, ist zwar lobenswert und sollte gefördert werden, hat aber im Vergleich zum Ersatz dieser Geräte durch moderne und viel effizientere Geräten nebensächlichen Charakter. Wirkliche Änderungen können v. a. mit dem Kauf effizienterer Produkte erreicht werden, da der Ersatz der alten Geräte unser Energiesystem nach und nach in die richtige Richtung lenkt. Für die Eigentümer von Liegenschaften ist die Gebäudesanierung eine der wirksamsten Massnahmen [→ F30]. Aber damit verlassen wir die Kategorie der „einfachen Handgriffe“.

Quellen

Agence de l'environnement et de la maîtrise de l'énergie en France (ADEME) (2010)
(). Des gaz à effet de serre dans mon assiette?.
Topten (2019)
(). Topten. [Online]. Available at: www.topten.ch/.
Zurück
Weiter