Wie heizen wir heute in der Schweiz?

In der Schweiz erfolgt die Gebäudeheizung zu 80% durch mit Heizöl, Gas oder Holz gespeiste Heizkessel. Die restlichen 20% stammen aus Elektroheizkörpern, mit Strom betriebenen Wärmepumpen und Fernwärmeanlagen.

Die Schweiz hängt in Bezug auf die Beheizung zu mehr als 70% von importiertem Heizöl (52%) und Erdgas (20%) ab [→ siehe Abb. unten]. Der Anteil der erneuerbaren Energien für die Heizung liegt bei ungefähr 25%: Das umfasst v. a. den erneuerbaren Anteil des von den Stromheizungen und den Wärmepumpen verbrauchten Stroms, die Biomasse (v. a. Holz) und die von den Wärmepumpen genutzte Umgebungswärme. Seit einigen Jahren finden die Wärmepumpen und Pelletsöfen immer weitere Verbreitung in der Gebäudeheizung – zu Lasten der Heizölkessel [→ F25].

Einzelraum- und Zentralheizungen für Gebäude machen fast die Gesamtheit (97%) der in der Schweiz genutzten Systeme aus. Fernwärmenetze decken nur etwas mehr als 3% unseres Bedarfs, sind aber in starkem Anstieg begriffen. Diese bestehen aus einer Heizzentrale und zwei Rohren (Vor- und Rücklauf) für die Verteilung der Wärme mittels einer Flüssigkeit (Wasser, Dampf) in einem ganzen Quartier. Dieses System ermöglicht grundsätzlich eine bessere Kontrolle des Betriebs und der Schadstoffemissionen als einzelne Heizkessel. Für einen wirtschaftlichen Betrieb braucht es allerdings einen genügend grossen Heizbedarf in einem geografisch begrenzten Gebiet [→ F45].

In der Schweiz werden verschiedene Wärmequellen für die Speisung unserer Fernwärmenetze genutzt: Gas- oder Holzheizkessel, geothermische Bohrungen mittlerer Tiefe, Kehrichtverbrennungsanlagen (mit oder ohne gleichzeitige Stromerzeugung), Abwärme aus Industrie und Kernkraftwerken usw. Fernwärmenetze können auch durch Wärmepumpen gespeist werden, die einen Teil der natürlicherweise in der Umwelt vorhandenen Wärme (z. B. im Wasser eines Sees) oder – die z. B. von Kläranlagen ausgestossene – Abwärme nutzen.

Der aus den Heizkesseln während der Verbrennung ausgestossene Rauch enthält Wasserdampf. Wenn man diesen Wasserdampf abkühlt, kondensiert er (verflüssigt sich wieder) und setzt dabei Wärme frei, die man für Heizzwecke nutzen kann, anstatt sie mit dem Rauch verloren gehen zu lassen. Das ist das Prinzip der modernen Brennwertkessel, deren Energieeffizienz um 3 bis 8% höher liegt als jene klassischer Heizkessel, und die sich immer mehr verbreiten. Der beste Wirkungsgrad wird von Fussbodenheizungen erzielt, weil sie mit tieferen Verteilungstemperaturen auskommen, was den Kondensationsprozess fördert.

Im Allgemeinen geht der Trend dahin, den Heizbedarf durch verbesserte Gebäudeisolierung und bessere Nutzung der durch die Fenster einfallenden Sonnenstrahlung zu senken. Zwischen 1970 und 2014 ist der Heizbedarf von neuen Gebäuden um den Faktor 5 gesunken – von 210 kWh auf ca. 42 kWh Endenergie pro Quadratmeter Wohnfläche. Ein sehr gut konzipiertes Gebäude muss praktisch nicht mehr beheizt werden [→ F29].

Quellen

Jochem, Rudolf von Rohr & others (2004)
, & (). Steps towards a sustainable development: A white book for R&D of energy-efficient technologies. Novatlantis.
Kemmler, Spillmann & Koziel (2018)
, & (). Ex-post-analyse des schweizerischen energieverbrauchs 2000-2017 nach bestimmungsfaktoren. Office fédéral de l'énergie (OFEN).
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