Wie entwickeln sich unsere Mobilitätsbedürfnisse?

Unsere Mobilitätsbedürfnisse wachsen noch schneller als die Bevölkerung, sowohl auf der Schiene als auch auf der Strasse. Der Verkehrssektor ist heute für 35% unseres Endenergieverbrauchs verantwortlich – im Gegensatz zu 32% im Jahr 1990.

Zwischen 2000 und 2013 ist die Bevölkerung der Schweiz um 12% gewachsen. Während dieses Zeitraums stieg die Anzahl der zurückgelegten Kilometer noch viel stärker an [→ siehe Abb. unten] : +35% für die Bahn und +20% für die Strasse, sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Nur der Gütertransport auf der Schiene ist seit 2004 stark zurückgegangen und liegt heute auf dem Niveau von 1995. Der Transitverkehr leistet einen bedeutenden Beitrag zu dieser allgemeinen Entwicklung (v. a. die Fahrzeuge, die die Schweiz auf der Nord-Süd-Achse durchqueren).

Trotz des starken Anstiegs der Mobilitäts- und Verkehrsnachfrage stieg die von diesem Sektor auf nationaler Ebene verbrauchte Endenergie in 13 Jahren um nur 3% – von 84 TWh im Jahr 2013 auf 87 TWh im Jahr 2012 – und zwar dank der ständigen Verbesserung der Energieeffizienz der Fahrzeuge.

Neben dem Bevölkerungswachstum haben folgende sozioökonomischen Faktoren zu diesem Anstieg beigetragen:

• Das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes [→ F9].
• Die zunehmende Motorisierung. Im Jahr 2013 gab es in der Schweiz durchschnittlich 537 Personenwagen (PWs) pro 1000 Einwohnerinnen, im Jahr 2000 waren es 493
• Die Abnahme des durchschnittlichen Besetzungsgrades der Autos: Im Durchschnitt sind heute knapp mehr als 1,5 Personen in einem Auto unterwegs, im Vergleich zu 1,6 im Jahr 2000

Der motorisierte Verkehr macht heute drei Viertel des Personenverkehrs aus (90 Milliarden Personenkilometer) und verbraucht drei Viertel der Endenergie des Sektors. Die Bahn deckt 17% unserer Personenverkehrsbedürfnisse ab (20 Milliarden Personenkilometer), verbraucht aber nur 4% der Endenergie des Sektors, was die Energieeffizienz des zu 100% mit Strom betriebenen Bahnnetzes aufzeigt. Der Flugverkehr hingegen verbraucht fast 20% der Endenergie des Sektors für nur 4% der erbrachten Verkehrsleistungen (5 Milliarden Personenkilometer), was die geringe Energieeffizienz dieses Verkehrsmittels widerspiegelt, trotz einer weltweit durchschnittlichen Auslastung von 80%.

Mit den technologischen Fortschritten alleine kann die Entwicklung des Verbrauchs im Verkehrssektor nicht in den Griff bekommen werden. Es braucht Massnahmen, um die Mobilitäts- und Verkehrsnachfrage zu bremsen oder gar zu verringern [→ F37]. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass alle Schweizerinnen und Schweizer durchschnittlich 1:15 Std. pro Tag unterwegs sind: 45 Minuten entfallen auf den Freizeitverkehr (Tourismus, Restaurant, Familie usw.), eine Viertelstunde auf Einkäufe und eine Viertelstunde auf berufliche Zwecke. Die Massnahmen, die auf eine Eindämmung des Pendlerverkehrs abzielen, betreffen also nur einen kleinen Teil der gesamten täglich zurückgelegten Wege. Die sogenannte Freizeitgesellschaft und die höhere Lebenserwartung – in Verbindung mit zunehmend mehr mobilen und aktiven Senioren – stellen neue Herausforderungen für eine gewünschte Mässigung der Mobilität dar.