Welches Potenzial hat die Windkraft in der Schweiz?

Das Windkraftpotenzial der Schweiz wird mit den derzeitigen Technologien auf 52 TWh geschätzt, was 88% des nationalen Stromverbrauchs im Jahr 2013 entspricht. Die Realisierung dieses Potenzials wird aber sehr stark davon abhängen wie diese Technologie aufgenommen wird, insbesondere durch die Bevölkerung jener Gebiete, in denen der Bau von Windkraftwerken vorgesehen ist. Unter Berücksichtigung dieser Kriterien, liegt das langfristige Ziel des Bundes für die Windkraft bei 4 TWh, d.h. bei weniger als 10% des Potenzials.

Die Schweiz verfügt im Vergleich zu anderen Regionen

  • wie Nordeuropa, Grossbritannien oder Frankreich
  • über ein relativ begrenztes Windenergiepotenzial.

In der Schweiz finden sich die günstigsten Windbedingungen v. a. im Jura, den Voralpen und den Alpen. Im Schweizer Mittelland bestehen durchaus interessante Bedingungen, aber in etwas grösserem Abstand vom Boden.

Die Schweiz hat eine begrenzte Fläche, eine hohe Bevölkerungsdichte und ein einzigartiges Naturerbe. Man muss somit von diesem theoretischen Potenzial gleichwohl jene Windkraftwerke abziehen, die zu nahe an Wohngebieten liegen oder dessen Auswirkungen auf die Landschaft als zu hoch eingestuft werden. Ein zentraler Punkt der Debatte rund um die Windkraft besteht darin, sich über die Bedeutung von „zu gross“ zu einigen. Da die Auswirkungen auf die Landschaft schwierig mit einem objektiven wissenschaftlichen Zugang messbar sind, muss man sich auf eine Evaluierung stützen, die auf einer Gewichtung verschiedener qualitativer Kriterien beruht.

Daher wurde die Grenze zwischen dem Tolerierbaren und dem Inakzeptablen in einem breiten Vernehmlassungsprozess definiert, an dem insbesondere verschiedene Natur- und Landschaftsschutzorganisationen teilnahmen. Heute sind ungefähr hundert Standorte in der gesamten Schweiz identifiziert, auf denen 700 Windräder (mittlere Leistung um 3 MW) gebaut werden könnten, die jährlich 4 TWh an Strom produzieren würden.

Die Frage der Auswirkungen auf die Landschaft bleibt trotz allem sehr heikel. Die Abstimmungen über Windparks der jüngsten Vergangenheit weisen darauf hin, dass die Logik „Ja zur Windkraft, aber nicht in meinem Garten“ momentan noch die Überhand behält. In zahlreichen Fällen könnte die Ablehnung der lokalen Bevölkerung Vorrang vor den nationalen Interessen haben und das effektive Potenzial der Windkraft beträchtlich senken. Umgekehrt zeigt die vor Kurzem erfolgte Annahme der Windkraftplanung im Kanton Neuenburg durch 66% der Bevölkerung, dass eine Koordination auf kantonaler Ebene wahrscheinlich der richtige Weg für eine reibungslose Entwicklung dieser Energieform ist.

Ausserdem wurde aufgezeigt, dass drei Viertel der Anwohnenden von Windparks in der Schweiz dieser Energieform zustimmend gegenüberstehen und die Auswirkungen der Windkraftwerke auf das Wohlbefinden als unerheblich einschätzen, wobei sich immerhin 6% stark gestört fühlen.

In der Schweiz wird die Windenergie nach wie vor fast nicht genutzt. In 20 Jahren wurden nur 34 Windkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 0,06 GW gebaut. Sie tragen magere 0,15% zu unserem aktuellen Strombedarf bei, was die Schweiz unter die Faulpelze Europas einreiht, sehr weit hinter unseren Nachbarn (Deutschland: 33 GW, Frankreich: 8 GW , Italien: 10 GW , Österreich: 1,7 GW ). Die weltweiten Leader im Windkraftbereich sind mit Abstand die Vereinigten Staaten und China – mit am Ende des Jahres 2013 60 bzw. 90 GW installierter Leistung.

Quellen

Office fédéral de l'énergie (OFEN) (2018)
(). Statistique suisse de l’électricité 2018. OFEN.
Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) (2007)
(). Plan de route: Energies renouvelables Suisse - Une analyse visant la valorisation des potentiels d’ici 2050.
suisseéole - gemeinsam für windenergie (2019)
(). les statistiques de l’éolien en suisse et dans le monde. [Online]. Available at: www.suisse-eole.ch/fr/energie-eolienne/statistiques/.
Wind Europe (2020)
(). Wind energy in Europe in 2019 - Trends and statistics. Wind Europe - windeurope.org.
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