Welchen Beitrag kann die Energieeffizienz zu unserer Energiezukunft leisten?

Die systematische Umsetzung von Energieeffizienzmassnahmen könnte einen zentralen Beitrag zur Schweizer Energiewende leisten: Sie würde es ermöglichen, unseren Energieverbrauch ohne Auswirkung auf unseren Komfort um 50% zu senken, und gleichzeitig auch noch einen Rückgang unserer CO2-Emissionen und unserer Auslandsabhängigkeit zu bewirken. Voraussetzung dafür ist eine Vermeidung des Rebound-Effekts.

Der Begriff „Energieeffizienz“ bezeichnet alle Technologien, mit denen Energieverluste reduziert werden können. Energieeffizienz bedeutet, dass für dieselbe Dienstleistung weniger Energie verbraucht wird: ein effizienterer Motor, ein besser isoliertes Gebäude, ein Belüftungssystem mit Abwärmenutzung usw.

Kein energiebetriebenes Gerät hat einen 100%igen Wirkungsgrad. Produktion, Verteilung und Verwendung der Energie bringen immer Verluste mit sich, im Allgemeinen in Form von Wärme. Vier Beispiele:

  • Ein klassischer Automotor verwandelt nur 15 bis 30% der im Benzin enthaltenen Energie in Zugkraft, der Rest geht als Wärme verloren (der Motor erwärmt sich) [→ F33];
  • Die Tatsache, dass sich eine Lampe (z. B. eine Halogenlampe) erwärmt, zeigt, dass sie nicht den gesamten aufgenommenen Strom in Licht verwandelt, sondern einen Grossteil als Wärme abgibt. LED -Lampen erwärmen sich weniger und sind also effizienter [→ F41];
  • Es kann nicht die gesamte Wärme, die bei der Verbrennung in einem Heizkessel entsteht, genutzt werden, weil ein Teil davon mit dem Abgas verloren geht.
  • Der Dampf, der aus dem Kühlturm eines Kern-, Gasoder Kohlekraftwerks entweicht, der in Form von Wärme all jene Energie des Brennstoffs abführt, die nicht in Strom umgewandelt werden konnte.

Bei gleichbleibendem Bruttoinlandsprodukt (BIP) stellt die Effizienz die einzige Lösung für die Senkung unseres Energieverbrauchs ohne Verbrauchsänderungen dar bzw. anders gesagt: ohne unseren Komfort zu gefährden. Und nochmals anders ausgedrückt: Wir könnten unsere Geräte und Anlagen auf die gleiche Art nutzen (keine Reduzierung der Nachfrage), sie würden aber für die gleiche Dienstleistung einfach weniger verbrauchen.

Wenn wir systematisch alle uns zur Verfügung stehenden Energieeffizienzmassnahmen umsetzen würden, könnte die Schweiz ihren Verbrauch um ungefähr 108 TWh pro Jahr senken, das wäre eine fast 50%ige Senkung des derzeitigen Verbrauchs von ungefähr 250 TWh. Das grösste Energie-effizienzpotenzial liegt in den Gebäuden (55%), gefolgt von der Industrie (30%), dem Verkehr (10%) und den Dienstleistungen (5%) [→ F30], [→ F39], et [→ F34].

Ausserdem könnten von den potenziell 108 TWh 16 TWh in Form von Strom eingespart werden, was zwei Drittel der Jahresproduktion unserer Kernkraftwerke entspricht. Theoretisch könnte also die Energieeffizienz alleine die Kernreaktoren Beznau I, Beznau II , Mühleberg und Gösgen ersetzen, welche als erste vier stillgelegt werden!

Energieeffizienztechnologien sind aus Umweltsicht unumstritten. Je schneller wir die Energie-effizienzmassnahmen umsetzen, desto kleiner bzw. gar inexistent wäre der aus dem Atomausstieg resultierende Stromengpass! Und wir wären weniger auf andere Energiequellenangewiesen, von denen die meisten umstritten sind (Importe, Windkraft, Gaskraftwerke usw.). Leider stösst die breite Umsetzung der Energieeffizienz auf mehrere Hindernisse [→ F44] und es besteht die Gefahr, dass sie zu einem Rebound-Effekt führt [→ F94].

Quellen

Office fédéral de l'énergie (OFEN) (2013)
(). Perspectives énergétiques 2050.
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