Welche Zusammenhänge bestehen zwischen Bevölkerung, wirtschaftlicher Entwicklung und Energieverbrauch?

Wenn keine Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz ergriffen werden, steigt der Energieverbrauch mit dem Bevölkerungswachstum und dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

Das Bevölkerungswachstum generiert dementsprechend einen allgemeinen Anstieg des Energieverbrauchs. Will man den Energieverbrauch in Zeiten des Bevölkerungswachstums zügeln, so gibt es nur eine Lösung: Die Senkung des Pro-Kopf-Verbrauchs mithilfe von Effizienzmassnahmen.

Energie ist – genau wie Arbeit und Kapital – ein Produktionsfaktor. Sie kann die menschliche Arbeit ersetzen, indem sie an ihrer Stelle Maschinen antreibt. Der Energieverbrauch korreliert somit mit dem Bruttoinlandsprodukt (BIP) [→ siehe Abb. unten]. Die Energie, die für die Produktion einer Werteinheit BIP (in Franken, Euro, Dollar usw.) notwendig ist, wird als „Energieintensität“ bezeichnet. Diese ist nichts anderes als der Energieverbrauch eines Landes dividiert durch sein BIP.

Wenn wir unseren Energieverbrauch ohne Wohlstandsverlust senken wollen, müssen wir also unsere Energieintensität deutlich reduzieren, indem wir Massnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz ergreifen, d. h. mit weniger Energie mehr produzieren. Die Energieintensität der Schweiz ist in den letzten 30 Jahren um 30% gesunken: ihr BIP ist pro Kopf um 30% gestiegen, während ihr Primärenergieverbrauch pro Kopf um 13% zurückgegangen ist [→ siehe Abb. unten]. Es ist aber schwierig festzustellen, ob bzw. in welchem Ausmass dieser Rückgang auf wirkliche Effizienzbemühungen in der Schweiz zurückzuführen ist, oder ob die Senkung auf den steigenden Importanteil von Gütern zurückzuführen ist, deren Produktion im Ausland grosse Mengen an Energie verbraucht.

Die Energieintensität der einzelnen Länder ist sehr unterschiedlich hoch: Sie variiert je nach Klima, Geografie und Lebensstil – aber auch in Abhängigkeit vom Wirtschaftsgefüge. So bewirkt ein hoher Schwerindustrieanteil einen höheren Energiebedarf als ein grosser Dienstleistungssektor. China, beispielsweise, verbraucht für die Produktion einer Werteinheit ca. doppelt so viel Energie wie westliche Industrienationen. Es exportiert aber einen Grossteil seiner Industrieerzeugnisse in Länder wie die Schweiz, wo diese Güter nicht, bzw. kaum mehr produziert werden.

Realistischerweise können wir eine jährliche Verbesserung unserer Energieintensität um 1,8% ins Auge fassen, was einem Rückgang von ca. 35% bis 2035 bei konstantem BIP entspricht. Diese Entwicklung ermöglicht es langfristig, unseren Energieverbrauch – trotz wirtschaftlicher Entwicklung – zu reduzieren. Und dies ganz gegenläufig zum Trend, der seit der vor zwei Jahrhunderten erfolgten Industrialisierung beobachtet wurde. Gewisse Massnahmen – wie z. B. die Gebäudesanierung – ermöglichen im Übrigen einen Anstieg des BIP bei gleichzeitiger Senkung des Energieverbrauchs.

Quellen

Banque Mondiale (2019)
(). GDP per capita. [ONLINE]. Available at: https://donnees.banquemondiale.org/indicator/NY.GDP.PCAP.CD?locale=null.
International Energy Agency (IEA) (2018)
(). Key world energy statistics 2018. OECD Publishing.
Office fédéral de la statistique (OFS) (2019)
(). Énergie: Consommation. [Online]. Available at: www.bfs.admin.ch/bfs/fr/home/statistiques/energie/consommation.html.
Trialogue Energie Suisse (n.d.)
(n.d.). Stratégie énergétique 2050.
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