Welche Auswirkungen hat das Abschmelzen der Gletscher auf unser Wasserkraftpotenzial?

Unser Wasserkraftpotenzial wird durch das Abschmelzen der Gletscher vorerst wahrscheinlich steigen, mittelfristig dann aber wahrscheinlich beginnen zu sinken. Die Auswirkungen nach 2050 sind noch unsicher.

Das in unseren Wasserkraftwerken genutzte Wasser kommt zum Teil aus den jährlichen Niederschlägen (Regen, Schnee). Die restliche Wassermenge entsteht aus dem Abschmelzen der Gletscher. Seit etwa dreissig Jahren liefern die schmelzenden Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung immer mehr Wasser. Mit dem immer rascheren Gletscherrückgang könnten diese Wassermengen in den nächsten Jahrzehnten ansteigen und damit unser Wasserkraftpotenzial erhöhen. Dies natürlich nur, wenn wir über die entsprechend zusätzlich notwendigen Anlagen verfügen. Es müsste also die Kapazität der Speicherseen erhöht werden [→ F76] . Eines Tages – wahrscheinlich zwischen 2030 und 2050 – werden die Gletscher so sehr zurückgegangen sein, dass sich das Schmelzwasser reduziert und dadurch die Wassermengen der Flüsse und das Speicherpotenzial verringert werden. Bei der derzeitigen Geschwindigkeit werden die Gletscher am Ende des Jahrhunderts praktisch verschwunden sein. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft in der Schweiz könnte bei mangelndem Gletscherschmelzwasser stark zurückgehen.

Wenn das Wasser aus der Gletscherschmelze ausbleibt, könnten die Staudämme Rückstauräume bieten, die als Pumpspeicherkraftwerke umgenutzt werden und potenziell Kapazitäten für die saisonale Speicherung bieten könnten [→ F75]. Ausserdem könnten sich an Stelle der Gletscher Gletscherseen bilden. Daraus könnten neue Möglichkeiten für den Bau von Staudämmen und Wasserkraftwerken resultieren. Diese Kraftwerke könnten die Wasserflüsse der darunterliegenden Flüsse während der Hitze- und Trockenperioden regulieren.

Klimaveränderungen könnten auch noch eine weitere Auswirkung auf unsere Wasserkraftproduktion haben: Die Klimatologen erwarten einem Anstieg des jährlichen Niederschlags im Winter sowie am Alpennordhang und einem Rückgang im Sommer und auf dem Alpensüdhang. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es allerdings schwierig abzuschätzen, welche Auswirkungen diese Entwicklung auf unsere Stromerzeugung aus Wasserkraft haben könnte.

Quellen

Association des entreprises électriques suisses (VSE/AES) (2014)
(). Grande hydraulique - Document connaissances de base.
Haeberli, Bütler, Huggel, Müller & Schleiss (2013)
, , , & (). Neue Seen als Folge des Gletscherschwundes im Hochgebirge–Chancen und Risiken = Formation de nouveaux lacs suite au recul des glaciers en haute montagne–chances et risques. Forschungsbericht des Nationalen Forschungsprogramms NFP, 61.
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