Was bedeutet der Beschluss des Atomausstiegs für die Schweiz?

Der Beschluss zum Atomausstieg bedeutet, dass unsere Kernkraftwerke am Ende ihrer Laufzeit stillgelegt werden, ohne sie durch neue zu ersetzen. Folglich müssen wir auf irgendeine Weise die daraus entstehende Stromunterproduktion ausgleichen.

Im Mai 2011 gab der Bundesrat bekannt, dass er aus der Kernenergie in der Schweiz aussteigen will. Etwas später, im Juni, wurde dieser Wille durch den Nationalrat bestätigt, und dann im September desselben Jahres vom Ständerat gutgeheissen. Konkret impliziert diese historische Entscheidung des Ausstiegs aus der Kernenergie zwei Dinge. Einerseits werden die fünf heute noch betriebenen Atomreaktoren definitiv am Ende ihrer derzeitigen Betriebsbewilligung abgeschaltet [→ F16]. Andererseits sind die Gesuche für den Bau von drei neuen Kernkraftwerken definitiv begraben. Folglich sollte in der Schweiz kein neues Kernkraftwerk mehr entstehen.

Nach der Stilllegung unserer Kernkraftwerke fehlt ein bedeutender Anteil unserer jährlichen Stromerzeugung, nämlich 25 TW h. Das entspricht etwas mehr als einem Drittel (36%) unseres momentanen Stromverbrauchs. Dies in einem Kontext, in dem die Schweiz seit etwa zehn Jahren bereits zu 2 bis 5 TWh von Stromimporten abhängig geworden ist [→ F11].

Es wäre unrealistisch, davon auszugehen, dass wir unseren Energieverbrauch dermassen drosseln, um einfach auf diese 25 TWh verzichten zu können, ohne dass sich dies auf unsere Lebensqualität auswirkt. Im Gegenteil: Gemäss den verschiedenen, auf unserem jetzigen Energiesystem basierenden Prognosen bleibt unser Stromverbrauch im besten Fall stabil und steigt im schlimmsten Fall bis zum Jahr 2050 um 30% an [→ F87]. Das macht den Atomausstieg natürlich zu einer noch viel grösseren Herausforderung.

Wir müssen also die Lücke in der Stromversorgung mit einer der folgenden Optionen – oder einer Kombination dieser Optionen – decken:

  • „Aus weniger mehr machen“ – gemäss dem Prinzip der Energieeffizienz, d. h. diesselben Energiedienstleistungen mit weniger Energie (insbesondere weniger Strom) anbieten [→ F44],
  • Steigerung unserer einheimischen Stromerzeugung durch nicht-nukleare Technologien, insbesondere erneuerbare Energien,
  • Verhaltensänderungen, um unseren Stromverbrauch gemäss dem Prinzip der Energiesuffizienz zu stabilisieren bzw. sogar zu reduzieren [→ F99],
  • Erhöhung unserer Stromimporte, falls diese Option in Zukunft noch offensteht.

Quellen

lematin.ch (2019)
(). L’arrêt de Mühleberg est sur la bonne voie. Le Matin. Retrieved from www.lematin.ch/suisse/arret-muehleberg-bonne/story/25440857
Office fédéral de l'énergie (OFEN) (2018)
(). Statistique suisse de l’électricité 2018. OFEN.
Office fédéral de l'énergie (OFEN) (2013)
(). Perspectives énergétiques 2050.
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