Warum muss unser Energiesektor seine CO2 emissionen reduzieren?

Die grosse Mehrheit der wissenschaftlichen Gemeinschaft schätzt, dass die an menschliche Aktivitäten gebundenen Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen eine bedeutende Rolle in der Klimaerwärmung und der Versauerung der Meere spielen, welche derzeit weltweit beobachtet werden. Wenn wir diese Erwärmung nicht in den Griff bekommen, könnte dies weltweit dramatische wirtschaftliche und ökologische Auswirkungen haben. Die Schweiz muss sich an den globalen Anstrengungen gegen die Klimaerwärmung beteiligen, indem sie ihre Emissionen senkt – von denen 80% aus dem Energiesektor stammen.

Die Schweiz hat im Jahr 2003 das Kyoto-Protokoll ratifiziert. Dieser Vertrag, der im Jahr 1997 im Rahmen des Abkommens der Vereinten Nationen über den Klimawandel abgeschlossen wurde, enthält Ziele für die Reduzierung der Treibhausgase in mehreren Industrieländern. Die Schweiz hat sich verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen im Zeitraum zwischen 2008 und 2012 gegenüber den im Jahr 1990 ausgestossenen Emissionen um 8% zu verringern. Es ist der Schweiz allerdings nicht gelungen, ihre Emissionen im Inland im vorgesehenen Ausmass zu senken. Sie hat aber dank des Kaufs von CO2-Zertifikaten im Ausland ihre Verpflichtungen formal eingehalten [→ F83]. Das zweite Engagement betrifft den Zeitraum 2012-2020. Die nationalen Emissionen sind zwischen 2013 und 2015 weltweit stark gesunken, 2015 wurde ein Rückgang von über 10 % gegenüber dem Niveau von 1990 verzeichnet.

Die Schweiz hat sich verpflichtet, ihre Reduktionsanstrengungen bis zum Abschluss eines neuen Abkommens (Nachfolgevertrag des Kyoto-Protokolls) auf freiwilliger Basis fortzusetzen. Es ist trotz der zögerlichen und langsam vorankommenden internationalen Klimaschutzverhandlungen zentral, dass die reichen Länder – die die Hauptverantwortung für die bis dato ausgestossenen CO2-Emissionen tragen – den Weg zur Bekämpfung des Klimawandels aufzeigen, weil es ansonsten schwierig wird, andere Länder davon zu überzeugen, Verpflichtungen einzugehen.

Es wird erwartet, dass die globale Erwärmung zu tiefgreifenden Klima- und Umweltstörungen führen wird. Die Schweiz ist bereits mit einem immer rascheren Rückgang der Gletscher konfrontiert, welche bis 2100 grossteils verschwunden sein werden. Es wird auch ein allmähliches Auftauen der ganzjährig gefrorenen Böden in grossen Höhenlagen (Permafrostböden) beobachtet, was ein erhöhtes Risiko von Erdrutschen nach sich zieht, welche bewohnte Gebiete bedrohen können.

Der UN-Klimabeirat (IPCC ) hat die Gesamtkosten der Auswirkungen der Klimaerwärmung evaluiert: 1‘450 Milliarden Dollar bei einem Temperaturanstieg von 2,5 Grad bis 2100. Die Europäische Kommission beziffert die Auswirkungen dieser Erwärmung auf die Europäische Union für denselben Zeitraum auf eine Bandbreite von 250 bis 320 Milliarden Euro. Dieser Betrag repräsentiert einen Nettorückgang ihres BIPs von bis zu 2%. Nicht zu handeln könnte um einiges teurer kommen, als aktiv zu werden [→ F99].

Die sozioökonomischen Auswirkungen auf die Schweiz wurden bis dato nicht evaluiert, wären aber unbestritten sehr hoch. So könnte insbesondere das Abschmelzen der Gletscher langfristig bedeutende Auswirkungen auf unser Energiesystem haben [→ F14].

Quellen

Ciscar, Feyen, Soria, Lavalle, Raes, Perry, Nemry, Demirel, Rozsai & Dosio (2018)
, , , , , , , , & (). Climate impacts in europe - the JRC PESETA II project. JRC scientific and policy reports, EUR 26586EN. European Commission.
Intergovernmental Panel on Climate Change (2015)
(). Climate change 2014: mitigation of climate change. Cambridge University Press.
Office fédéral de l'environnement (OFEV) (2017)
(). Indicateurs de l’évolution des émissions de gaz à effet de serre en Suisse 1990-2015.
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