Warum enthält unser Energiemix zwei Drittel fossile Produkte?

Die Tatsache, dass derzeit 67% unseres Energiebedarfs durch aus dem Ausland importierte fossile Produkte gedeckt werden, ist einerseits auf ihre grosse Verfügbarkeit und ihre technischen und wirtschaftlichen Vorteile zurückzuführen. Andererseits aber auch auf die Trägheit unseres Energiesystems, die dessen rasche Wandlung in Richtung alternativer Lösungen verhindert.

Zwischen 1950 und 1970 hat sich der Endenergieverbrauch in der Schweiz aufgrund des starken Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums fast vervierfacht. Diese Zunahme wurde fast ausschliesslich durch Erdölprodukte (Benzin, Diesel und Heizöl) gedeckt. Daraus resultiert eine starke Erdölabhängigkeit, die Anfang der 1970er am ausgeprägtesten war, als 80% unseres Energiebedarfs durch Erdölprodukte gedeckt wurden.

Seither ist der Gesamtenergiebedarf zwar weiter gestiegen – von 190 TWh im Jahr 1973 auf heute etwa 250 TWh [→ siehe Abb. unten] – die Importe von Kohlenwasserstoffen (Erdölprodukte und Erdgas) sind aber stabil geblieben (um die 130 TWh), womit unsere Erdölabhängigkeit von 80% auf 67% gesunken ist. Dies ist einerseits auf die Reduzierung des Heizbedarfs neuer (besser isolierter) Gebäude, der Verbesserung der Ölheizkessel oder deren Ersatz durch Gasheizkessel oder Stromheizungen, zurückzuführen. Heute sind genau diese Stromheizungen heftig umstritten, obwohl diese nach den Ölkrisen von 1973 und 1979 von den Behörden zur Erhöhung der Versorgungssicherheit gefördert wurden [→ F26].

Der Benzin-, Diesel- und Erdgasverbrauch (für den Strassenverkehr) und der Kerosinverbrauch (für den Flugverkehr) sind aufgrund des Fehlens von Alternativen zu den fossilen Treibstoffen und dem zunehmenden Mobilitätsbedarf bis 2010 kontinuierlich angestiegen. Durch die kontinuierliche Verbesserung der Energieeffizienz der Strassenfahrzeuge konnte der Anstieg des Treibstoffverbrauchs in diesem Zeitraum auf etwa 12% begrenzt werden, während die Fahrzeugflotte um mehr als 40% anwuchs.

Abgesehen vom Strom basiert unser Energiesystem also stark auf fossilen Energieträgern, sei es für die Heizung (Heizöl und Erdgas) oder den Verkehr (Benzin, Diesel und zu einem geringeren Grad Gas). Die Schweiz importiert sogar etwa 5 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr in Pipelines, die sie in den Raffinerien von Collombey im Wallis und Cressier bei Neuenburg zu Endprodukten (Benzin, Diesel und Heizöl) verarbeitet. Den Saldo ihres Verbrauchs (7,5 Millionen Tonnen) importiert die Schweiz direkt in Form von Erdöl-Endprodukten [→ F21].

Der wirkliche Ersatz fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien begann erst in den 2000er Jahren. Die Nutzung letzterer erfolgt allerdings noch in zu geringem Ausmass, als dass sie wirklich eine bedeutende Rolle im derzeitigen Energiemix spielen könnte [→ F47].

Quellen

Office fédéral de l'énergie (OFEN) (2019)
(). Statistique globale de l’énergie 2018. OFEN.
Office fédéral de la statistique (OFS) (2019)
(). Energie: Panorama. OFS.
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