Ist die Schweiz bezüglich der Nutzung der erneuerbaren Energien eine Musterschülerin?

Im Vergleich zu anderen Industrieländern nimmt die Schweiz bei Betrachtung aller erneuerbaren Energien eine gute Position ein. Wenn man aber nur die neuen erneuerbaren Energien betrachtet, dann steht sie schlecht da.

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Schweizer Energiemix lag im Jahr 2013 bei 21%. Damit gehört die Schweiz zu den Ländern, die diese Energien am meisten nutzen: Sie liegt auf gleicher Höhe wie Litauen, aber dennoch weit hinter den Leadern, nämlich Österreich (30%) und insbesondere den nordischen Ländern: Island (85%), Norwegen (47%), Schweden (35%) und Finnland (29%) [→ siehe Abb. unten].

Wenn man hingegen die neuen erneuerbaren Energien betrachtet [→ F46], ist die Schweiz international gesehen viel schlechter platziert. Der Stromsektor ist hierfür ein besonders frappierendes Beispiel. Im Jahr 2013 produzierte die Schweiz immer noch nur 2,9% ihres Stroms aus anderen erneuerbaren Energien als der Wasserkraft: 0,1% Windstrom, 0,5% aus Photovoltaik, 0,8% aus Biomasse und 1,5% aus erneuerbaren Industrie- und Haushaltsabfällen. Mit diesen 2,9% liegt sie auf den letzten Rängen der Industrieländer, liegt doch im Jahr 2012 der europäische Durchschnitt des Anteils der neuen erneuerbaren Energien schon bei 12% lag. Unsere Nachbarn liegen weit vor uns: Deutschland 19%, Italien 16%, Österreich 12% und Frankreich 5%.

Eine Ausnahme ist dagegen die Nutzung der in unserer Umgebung natürlich vorhandenen Wärme . Mit mehr als 200'000 Wärmepumpen, die Ende 2012 in der Schweiz in Betrieb waren, nehmen wir seit den 1960er Jahren in der Verwendung dieser Technologie eine Pionierrolle ein (genauso wie Schweden, Deutschland, Österreich und die Vereinigten Staaten). Der Beitrag der Wärmepumpen zu unserem Energiemix liegt aber unter 1,5% (3,4 TWh).

Insgesamt hat man den Eindruck, dass sich die Schweiz ein bisschen auf ihren Wasserkraft-Lorbeeren ausgeruht hat. Sie hat erst sehr spät und zaghaft mit der Entwicklung der erneuerbaren Energien begonnen. Heute ist deren Ausbaugrad im internationalen Vergleich immer noch sehr gering – mit Ausnahme der Solarenergie, die im europäischen Mittel liegt und in den kommenden Jahren einen bedeutenden Aufschwung erfahren sollte. Zahlreiche Rekurse gegen Windkraft- und Kleinwasserkraftprojekte bremsen weiterhin die Entwicklung dieser Energien.

Quellen

Groupement professionnel suisse pour les pompes à chaleur (2019)
(). La pompe à chaleur. [Online]. Available at: www.fws.ch/fr/category/la-pac/.
International Energy Agency (IEA) (2019)
(). Renewables information: overview.
Kemmler, A and Koziel, S and Wüthrich, P and Notter, B and Keller, M and Jakob, M and Catenazzi, G (2017)
(). Analyse des schweizerischen Energieverbrauchs 2000-2016 nach Verwendungszwecken. Office fédéral de l'énergie (OFEN).
Office fédéral de l'énergie (OFEN) (2019)
(). Statistique globale de l’énergie 2018. OFEN.
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