Ist die Schweiz als einziges Land mit einer Energiewende konfrontiert?

Die Schweiz ist in dieser Beziehung überhaupt keine Ausnahme. Angesichts der globalen Natur der Energieprobleme – Treibhausgasemissionen, immer teurere und umweltbelastendere Suche nach neuen fossilen Energieträgern, Fragestellungen der Kernenergie, geopolitische Instabilität – sind alle Länder – je nach ihrer speziellen Ausgangslage – mit der Verpflichtung konfrontiert, sich für eine Energiewende einzusetzen.

Seit mehr als zwei Jahrhunderten werden die natürlichen Ressourcen, insbesondere die fossilen Brennstoffe (Erdöl, Kohle, Erdgas) in einer beschleunigten und beunruhigenden Intensität genutzt. Das Weltwirtschaftssystem konsumiert heute 90 Millionen Barrel Öl pro Tag, die im Wesentlichen als Treibstoff (Benzin, Diesel, Kerosin) in unseren Fahrzeugen und als Heizöl in unseren Heizkesseln verbrannt werden.

Seit mehreren Jahren können wir feststellen, dass die konventionellen (leicht zugänglichen) fossilen Rohstoffe beginnen zur Neige zu gehen. Wir haben also angefangen, sogenannte unkonventionelle Rohstoffe (Erdölbohrlöcher in Tief- oder polaren Gewässern, Schiefergas, Ölsand usw.) abzubauen. Diese neuen Rohstoffe sind teurer und erhöhen das Risiko von Umweltbelastungen. Sie werden es ermöglichen, die Frist um einige Jahrzehnte hinauszuschieben, die Lage aber nicht wesentlich ändern: Einerseits gehen die Rohstoffreserven unweigerlich zurück, andererseits führt ihre Nutzung zur Emission von Treibhausgasen (v. a. CO2), wodurch das Klimasystem der Erde in einem beschleunigten und nie dagewesenen Tempo gestört wird.

Immer mehr Länder möchten – jedes auf seine Weise – ihre Abhängigkeit von den fossilen Produkten verringern, um ihre Versorgungssicherheit zu erhöhen, und unternehmen Anstrengungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen. Die zwei Ziele sind also eng miteinander verbunden: Wenn man zugunsten eines der zwei Ziele handelt, unterstützt man auch das andere. Die Reduzierung der CO2-Emissionen bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernenergie ist eine besondere Herausforderung. Auch andere Länder – wie Deutschland und Belgien – haben sich dazu entschlossen. Spanien hat sie ins Auge gefasst, während die gegenwärtige französische Regierung anstrebt, ihren Atomstromanteil von 75 auf 50 % zu reduzieren. Italien (1987) und Schweden (1980) haben sich ebenfalls für einen Atomausstieg entschieden, auch wenn die Frage regelmässig wieder in politischen Debatten auftaucht. Österreich hat sich seinerseits schon 1978 dazu entschieden, keine Kernkraftwerke zu bauen.

Schliesslich gilt es zu unterstreichen, dass die derzeitige Energiewende weder die erste und sicher auch nicht die letzte ihrer Art ist. Die Menschheit hat in der Vergangenheit zahlreiche Änderungen ihrer Energiesysteme erlebt. Die älteste (und zweifelsohne gewichtigste) entstand aus der Beherrschung des Feuers vor ca. viertausend Jahren. Der allmähliche Übergang von den traditionellen erneuerbaren Energien (Wind- und Wassermühlen) zu fossilen Energieträgern (Kohle im 19. Jahrhundert, gefolgt von Erdöl im 20. Jahrhundert), und dann zur Kernenergie in den 1960er Jahren stellte eine weitere grosse Wende dar, in Richtung eines Energiesystems, das heute seine Grenzen erreicht zu haben scheint.

Zurück